Dialog-Wanderung „Eignungsgebiet für Windenergie Gersweilerkopf“ der Interessengemeinschaft „Gegen Windpark KL-Nordost“ am 11. April 2015
Am Montag 13. April 2015 wird im Bauausschuss über den Entwurf zum Flächennutzungsplan 2025 beraten und über das Schicksal der Windenergie in Kaiserslautern entschieden. Die Interessengemeinschaft „Gegen Windpark KL-Nordost“ (IG) hatte deshalb am Samstag zu einer zweistündigen Wanderung rund um das geplante Gebiet Gersweilerkopf eingeladen, damit Politiker des Stadtrats und des Ortsbeirats, Naturschützer und Anwohner sich die Fakten noch einmal genau ansehen konnten (Ankündigung hier). Die IG hatte Markierungen und Hinweise aufgestellt, so dass die Auswirkungen des Flächennutzungsplans in seiner heutigen Fassung begreifbarer werden.
Zu Beginn wurde eine aktuelle Information von Franz Schermer, Sprecher der SPD im Bauausschuss verlesen. In der Sitzung des Bauausschusses am Montag wird die SPD-Fraktion beantragen die Flächen am Gersweilerkopf aus dem Entwurf zu entfernen. Dies sei die konsequente Reaktion auf die Antwort des Umweltministeriums auf eine Anfrage Schermers. Es handele sich um eine bewaldete Schutzzone des Pfälzerwaldes. Fragen blieben dennoch, denn das Biosphärenreservat endet südlich der Eisenbahnlinie Kaiserslautern-Enkenbach-Alsenborn, also in einiger Entfernung zum Gebiet.
Elisabeth Heid, CDU-Mitglied im Bauausschuss, bekräftigte den bereits im letzten Herbst festgelegten Kurs ihrer Fraktion für die Heraufsetzung des Mindestabstandes von Windenergieanlagen zur Wohnbebauung von 1.000 Metern. Dies würde die Flächen so verkleinern, dass am Gersweilerkopf keine Anlagen mehr gebaut werden. Dann ging die Wanderung der knapp 30 Teilnehmer los. Bereits nach 200 Metern der erste Halt. Vom Weltachsblick mit seinem schönen Panorama über Hügel konnten Entfernungen gut dargestellt werden. Selbst alteingesessene Erlenbacher hatten beim Abschätzen der Entfernung zum Fernsehturm nach Dansenberg ihre Schwierigkeiten. Erste angeregte Diskussionen wurden also schon zu Beginn der Dialog-Wanderung geführt, damit war ihr Zweck erfüllt: die einzelnen Gruppen zum Informationsaustausch zu bringen und so den Horizont zu erweitern.
Markierungen entlang des Weges machten die Abstände zur Wohnbebauung deutlich und Flatterbänder zeigten die Ausmaße der Eignungsgebiete an. Anwohner waren erschrocken, wie nah die Windräder potentiell an ihren Häuser stehen können. Für frei stehende Häuser gelten in Rheinland-Pfalz nämlich nicht 800 Meter Mindestabstand, es sind nur 500 Meter.
Beklommenheit war greifbar, als die Eignungsgebiete erreicht waren. Im Entwurf des Flächennutzungsplans sind 28,3 Hektar vorgesehen. Die Abmessungen aus den verfügbaren Karten waren von der IG mit Flatterband markiert. Größe und Lage der Eingnungsgebiete nah an der Wohnbebauung mit der Aussicht von darauf errichteten Windrädern, die sicherlich höher als heutigen 200 Meter werden, so vor Augen geführt zu bekommen, ist etwas anderes als ein Blick auf einen Kartenausschnitt.
An dieser Stelle der Wanderung wurde sehr deutlich: es geht nicht nur um Infraschall und Landschaftsbild. Für ein Windrad ist neben der eigentlichen Fläche für das Fundament auch ein erheblicher Platz daneben erforderlich, um in der Bauphase den Kran zu stellen und die Anlagenteile zu platzieren. Diese Fläche muss frei bleiben, denn für Servicearbeiten ist das Aufstellen eines Krans notwendig. Die Zerstörung der Natur im Namen der Energiewende wird billigend bei der Genehmigung von Windenergieanlagen in Kauf genommen. Solche Einschnitte in die Natur vor der Haustür sind für Erlenbach und Gersweilerhof nicht akzeptierbar. Das Bild zeigt eine Rodungsfläche bei der ZAK. Sind solche Verhältnisse bald auch in Erlenbach zu erwarten? Je nach Standortauswahl wird mit 2 oder 3 Anlagen auf den im Entwurf dargestellten Flächen gerechnet.
Elisabeth Heid ließ sich genau mögliche Standorte und Anfahrtswege der Baufahrzeuge zeigen. Sie war auch sehr interessiert an den Konsequenzen bei Rückbau der Anlagen, denn es bleiben Kubikmeter von Beton für immer im Boden.
Ungläubiges Staunen gab es bei der Darstellung der Gefahrenzone 500 Meter vom Ortsrand entfernt. Fotos von Warnschildern der Windräder am ZAK-Gelände standen an den Stellen, wo viele Menschen spazieren gehen. Solche Schilder warnen auf frei zugänglichem Grund vor Gefahren, die von den Anlagen im Winter ausgehen. Peter Schmidt, Umweltbeauftragter der NaturFreunde Kaiserslautern e.V. bestätigte, dass sogenannter Eiswurf – also der Abwurf von Eisstücken, die sich bei feuchtem und kalten Wetter an den Rotorblättern bilden – vorkommt und die Anlagen entgegen der Beteuerungen der Hersteller und Betreiber nicht automatisch abgeschaltet werden. Auch zeitweise Sperrungen der Feld- und Waldwege bleiben aus. Dadurch entsteht eine erhebliche Gefährdung der Spaziergänger oder Autofahrer in großem Umkreis der Anlagen.
Der Ortsvorsteher von Erlenbach, Fritz Henrich (SPD), sah sich die abgesteckten Flächen sehr genau an. Er konnte die Dimensionen leicht abschätzen, da er bereits als Kind oft im Erlenbacher Wald spielte. Die Fotos von Rodungen der Fläche eines Fußballfeldes pro Windrad können da nicht spurlos bleiben. Alle Teilnehmer konnten sich schwer vorstellen, dass große Stücke aus dem Wald herausgeschnitten werden. Für Laien ist es auch schwer verständlich, dass Flächen mit Douglasien und Fichten minderwertig sind, da diese Pflanzen nicht ursprünglich heimisch sind. Solche Kriterien werden aber bei der Bewertung für Eignungsflächen ebenfalls mit herangezogen.
Die Wanderung führte in der Nähe des Naturdenkmals Hoher Fels auch in 800 Metern an den im letzten Jahr gebauten ZAK-Windrädern vorbei. Das ist exakt der Abstand zur Wohnbebauung bei den geplanten Flächen – also ist von dieser Stelle ein sehr guter Eindruck möglich. Bei stärkerem Westwind ist an dieser Stelle das Rauschen der bestehenden Anlagen deutlich zu hören. Zu den Betriebsgeräuschen gehöre auch metallisches Klopfen beim Verstellen der Turmhaube, wie Martin Verlage von der IG erläuterte. Gerade bei Schwachwind ist dies sehr deutlich auch in mehr als einem Kilometer Entfernung zu hören.
Der Ortstermin endete nach 2 Stunden mit dem Fazit, dass jeder dazu gelernt hat. Die Politiker waren dankbar für die anschauliche Darstellung und jeder weiß nun besser, worüber geredet und am Montag im Bauausschuss entschieden wird.