Volles Haus bei Informationsveranstaltung „Gegen Windpark Kaiserslautern Nord-Ost“ • Bürger haben wenig Verständnis für Gesetzeslage und fühlen sich überrannt • Akzeptanz für 30 Windräder nicht vorhanden • Thema wird TOP1 bei der Stadtratssitzung am 1. Dezember • Trotz OB-Wahlkampf keine Stellungnahmen der Kandidaten Bertram und Welsch
Gestern (25.11.2014) blieb keiner der über einhundert Stühle des Vereinsheims FC Erlenbach frei, als bei einer Informationsveranstaltung der Interessengemeinschaft „Gegen Windpark Kaiserslautern Nord-Ost“ der aktuelle Planungsstand zum Thema Windenergie in Kaiserslautern und insbesondere die Situation im Bereich Gersweilerkopf erläutert wurde. Waldrodungen, Gesetzeslage und Fotomontagen bringen Zuhörer in Wallung. Die Zukunft macht den Bürgern Angst.
Herr Jan Deubig, Vorstand ZAK, ging auf zahlreiche Fragen der Einwohner zur rechtlichen Situation beim Repowering der gerade errichteten Windenergieanlagen auf dem Gebiet der ZAK ein. Viele Zwischenrufe und kritische Nachfragen waren ein klares Zeichen dafür, dass die Anwohner sich überfahren fühlen.
Die Betroffenheit im Raum war greifbar, als durch Fotomontagen deutlich wurde, wie sich der mögliche Bau von weiteren 27 Windrädern auf das Landschaftsbild östlich vom Stadtzentrum auswirkt.
Harry Wunschel (CDU) erläuterte den aktuellen Stand eines Antrags seiner Fraktion für die kommende Stadtratssitzung am 1.12.2014. Das Thema wird Tagesordnungspunkt 1 im Stadtrat. Er schilderte die komplizierte Situation bei einer Änderung des Entwurfs zum Flächennutzungsplan 2025 und rief die Bürger zum Dialog auf. Stadtratsmitglieder würden die Entwicklung der Windenergie in Kaiserslautern zunehmend kritisch sehen. Dass ein Mehr an Information bei diesem umfangreichen Thema notwendig ist, schilderte Gerd Hoffmann, der als Ratsmitglied in Mehlbach (Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg) für die Windenergie gestimmt hat, später aber zu einem Kritiker wurde.
Nachdenken fängt mit Zuhören an. Die beiden OB-Kandidaten Nico Welsch (CDU) und Achim Bertram (FDP) verzichteten auf eigene Stellungnahmen. Sie waren gekommen, um sich zu informieren und ein Gespür für die Stimmung in der Bevölkerung zu bekommen.
Entsetzen stand in vielen Gesichtern bei Fotos von Wald-Rodungen. Jürgen Berberich von der Bürgerinitiative Windkraftfreier Bocksrück e.V. erläuterte anhand von Luftaufnahmen das ganze Ausmaß solcher Aktionen. Aktuelle Aufnahmen aus dem Kapiteltal zeigten fußballfeldgroße Sandwüsten und 7 Meter breite Schotterschneisen bei der ZAK.
Passen die Gesetze und Bestimmungen zur schnell fort schreitenden Technik? Windräder mit über 250 Metern Gesamthöhe sind absehbar, dies sind 50 Meter mehr als heute. Ein Rotorblatt mit einer Länge, die der Spannweite eines Airbus A380 entspricht, ist nur noch eine Frage der Zeit. Diese absehbaren Entwicklungen haben aber keinen Einfluss auf die heutigen Genehmigungsprozesse. Hier rissen einige Geduldsfäden hörbar.
Viele Themen wurde nur gestreift, es konnten nicht alle Fragen beantwortet werden. Nach knapp 3 Stunden endete die Veranstaltung. Die Diskussionen gingen danach in engagierten Runden weiter.
Ausgelegte Unterschriftenlisten füllten sich. Am 1. Dezember sollen diese und weitere Listen aus dem Stadtgebiet vor der Stadtratssitzung übergeben werden, um der Politik deutlich zu machen, dass viele Bürger die im aktuellen Entwurf zum Flächennutzungsplan 2025 empfohlene Nutzung von Waldflächen am Gersweilerkopf und die mangelnde Bürgerbeteiligung dazu nicht akzeptieren wollen.