Was hat das Wahrzeichen von Helgoland mit den Windkrafträdern in der Pfalz zu tun? Das Rathaus in KL besitzt sicherlich optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem markanten Felsen mitten in der Nordsee. Eine zweite Beziehung besteht durch das sogenannte "Helgoländer Papier", in dem für Naturschützer wichtige Kennzahlen festgehalten werden. Für bedrohte oder gefährdete Vogelarten sind in dem Papier, welches nun in der Version II vorliegt (Zwischenentwurf hier), jeweils Abstände zu den Horsten (Nestern) definiert, die beim Bau von Windkraftanlagen berücksichitgt werden müssen. Dass nun für den Rotmilan größere Abstände als früher festgelegt werden, sorgt natürlich für Wallungen bei den Planern und zukünftigen Betreibern von Anlagen. Diese Sicht ist zumindest nachvollziehbar, wenn auch nicht immer akzeptabel - Details zur Gefahr für Vogelarten findet man hier.

Was man aber soll man davon halten, wenn selbst Umweltministerien die neuesten Erkenntnissen von Ornithologen nicht begeistert umsetzen? Worin liegt der Vorteil für die Natur, wenn anscheinend taktiert wird und der Prozess verlangsamt wird? Eine Beschreibung aktueller Geschehnisse findet sich in einem Rundbrief des Dachverband Deutscher Avifaunnisten (DDA). Man kann eine Verbitterung beim Leser dieses Rundbriefs verstehen. Es ist einer der seltenen Momente im politischen Bürgeralltag, wo die Beziehungen hinter den Kulissen recht deutlich werden. Die offensichtliche Aufgabentrennung durch Definition der Zuschnitte von Ministerien in Rheinland-Pfalz wird hinter den Kulissen aufgehoben und das Umweltministerium von Frau Höfken gibt anscheinend den Bremser, um dem Wirtschaftsministerium von Frau Lemke in die Karten zu spielen. Sollte es da nicht besser sein, wenn der Umweltschutz eine Abteilung im Wirtschaftsministerium wird? Da hätte man auch direkt Vorteile für den Weinbau in Rheinland-Pfalz. Daher kann man fragen, ob grün gut ist. Dies wurde leider bereits schon einmal diskutiert (hier).

Nun scheint die Bremse etwas gelockert worden zu sein, das Papier geht in die nächsten Instanzen. Was bedeutet dies für die etlichen Vorhaben in unserem Land? Es ist absehbar, dass bei zukünftigen Projekten die neuen Erkenntnisse angewendet werden müssen. Der genaue Zeitpunkt ist noch unklar, aber es kann auch schnell gehen. Der Rotmilan bekommt eine Vergrößerung des Abstandes von 1.000 Meter auf 1.500 Meter zugesprochen, was bedeutet, dass eine Erhöhung des Risikos für die Planer der Anlager entsteht, denn die Flächen für den Bau von Windrädern werden durch die größeren Abstände eingeschränkt.

Was bei dem Helgoländer Papier II gefällt: die Änderungen baiseren auf wissenschaftlichen Untersuchungen zur Gefährdung von Vogelarten durch Windkraftanlagen. So wurden Rotmilanen Rucksäcke aufgeschnallt, die Geräte zur Datenerfassung trugen. Eine ganze Menge Aufwand, um die Natur zu erhalten, der rechtfertigt, dass man die Auswertungen und die Konsequenzen ernst nimmt.